Ich habe im August/September aktiv mit dem Krafttraining angefangen, um mich auf meine Kraft zu fokussieren - weil ich weiß, dass ich diese unheimlich gut mobilisieren kann und man muss seine Stärken eben ausschöpfen. Mitte September habe ich das erste Mal zu den Hanteln gegriffen und dann hab ich angefangen mir Videos dazu anzusehen zwecks Technik, Motivation etc. und dachte mir: “Boah ich will auch die 200Kg im Kreuzheben schaffen!” - wo mein Maximalgewicht derzeit bei 85Kg liegt. Und dann war ich kurz demotiviert - weil ich eben noch 115Kg vor mir habe.

Aber es hat nicht lange gedauert, bis ich etwas wichtiges verstanden hatte:

Was mach ich denn, wenn ich am Ziel bin?

Und dann habe ich über den Weg nachgedacht, der vor mir liegt und wie sehr ich mich auf die Reise freue. Ich weiß nicht, ob’s noch jemanden so geht, ich freue mich immer riesig, wenn’s irgendwo hingeht, was etwas weiter entfernt liegt - Klar freu ich mich, am Ziel anzukommen, aber noch mehr liebe ich die Fahrt dahin! Alles was man entdeckt, die ganzen Wahrnehmungen und Erfahrungen auf dem Weg dahin.

Und ich denke, es ist egal, um welchen Bereich es sich handelt, das Prinzip ist doch immer dasselbe. Geniesse deine Reise, deinen Weg. Geniesse jeden Schritt, jede Erkenntnis, jede Möglichkeit .

Es ist wichtig ein Ziel zu haben, aber es ist noch wichtiger, die Augen offen zu halten, für all die schönen Momenten und Möglichkeiten, die dir auf dem Weg begegnen können. Jeder kleine Erfolg, jeder kleine Glücksmoment und auch jeder kleine Rückschlag bietet so viele Chancen für dich zu expandieren.

Du wächst sehr viel mehr auf dem Weg als am Ziel.

Wenn das Ziel zu leicht zu erreichen ist, wirst du nicht wachsen, weil du keine Hindernisse und Schwierigkeiten erfahren wirst und weil dir unterwegs so viel Freude enthalten bleibt - ergo du bleibst auf der Stelle stehen.

Und mittlerweile glaube ich, dass ich auch gerne ab und an mal scheitere. Denn Scheitern bedeutet, dass ich besser werden kann und immer wieder besser zu werden, ist das, was mich vorantreibt.

“Oh, ich schaff das heute nicht?

Na gut, dann versuch ich es so lange, bis ich’s schaffe!”

Beständigkeit und Konsequenz. Das ist das, was uns antreibt. Das ist das, was uns motiviert.

Ich bin nicht gut, weil irgendwas von Anfang an funktioniert: Ich werde dadurch großartig, dass ich beständig an etwas arbeite, bis ich es hinbekomme und mich stets verbessere.

Was passiert denn ganz oft, wenn wir jemanden sehen, der erfolgreich ist oder etwas besonders gut kann? “Der hat einfach Talent oder Glück gehabt.” - Trifft in den seltensten Fällen zu. Nein, es ist harte und beständige Arbeit. Wir sehen immer nur das Endergebnis aber nur selten den Weg.

Der Weg macht aus uns das, was wir sind und nicht das Ziel. Das Ziel ist nur ein Nebenprodukt dessen.

Es geht darum, welche Entscheidungen du triffst, wie diszipliniert du bist, wie wichtig du dir selbst bist, welche Prioritäten du setzt und wie viel Verständnis du für dich in allen Phasen aufbringen kannst.

Bitte versteht mich nicht falsch: Es soll absolut nicht darum gehen, der/die Beste in irgendwas zu sein - sondern sich selbst zu lieben auf Weg des Wachstums und der Heilung. Und dadurch wird es irgendwann völlig egal, wer in irgendwas “besser” sein mag. Weil du weißt: du bist beständig für dich da und du hast dich dir gegenüber verpflichtet. Und das ist immer das Beste, was du für dich tun kannst.

Beachte dabei auch, dass es nicht darum geht, dich bis zur Erschöpfung auszupowern oder dich für etwas komplett aufzugeben - das ist alles andere als zielführend. Du wirst in jedem Prozess durch Phasen gehen. Sei es im Job, in der Familie, in der Partnerschaft/Liebe, beim Abnehmen, beim Training, beim Zeichnen, in der Musik, in der Heilung, usw.

Phasen des Lebens

Bist du nur dann konsequent, wenn du dich oben angekommen fühlst oder bleibst du auch dir selbst verpflichtet und treu, wenn du gerade am Tiefpunkt angekommen bist?

Bleib dir gegenüber loyal - während jeder Phase. Sei verständnisvoll und mitfühlend und erinnere dich immer wieder, wieso du angefangen hast. Jede Phase kommt und jede Phase geht auch wieder.

Stell dir vor, du schaffst gerade etwas nicht … und bleibst aber am Ball - wie groß ist deine Freude, wenn du es eines Tages schaffst? Und vor allem besonders deshalb, weil du weißt, wie viel Arbeit und Mühe du darein gesteckt hast und wie viele Opfer du vielleicht auch deswegen bringen musstest.

Auch dazu bringe ich ein praktikables Beispiel, dass es verdeutlicht, dass es auf absolut jeden Bereich anwendbar ist: Pia und die Back Squats - kein gutes Duo. (Bei den Back Squats ist eine Langhantel auf den Schulterblättern platziert mit eventuellen Gewichten, mit denen man die Kniebeuge ausführt.) Und ich bin ziemlich gut in “normalen” Kniebeugen - also was meint ihr, wie frustrierend es einfach nur war, dass ich nicht mal die 15Kg Hantel halten konnte. To be honest: ich wollte weinen. “Es kann doch nicht sein, dass ich sonst so viel Gewicht schaffe und jetzt nicht mal 15Kg im Nacken halten kann.” Doch es kann sein - und bei den Back Squats hat meine Phase am Tiefpunkt begonnen.

Schritt 1: Akzeptanz

Also habe ich jemanden gefragt, was ich da machen kann etc. weil ich das gerne einfach trainieren würde und offenbar über mich hinauswachsen will.

Schritt 2: Entscheidung treffen/sich selbst gegenüber verpflichten

Und dann kam ein unschöner Moment: Auf Grund meines Körperbaus ist der Rückenmuskel, der dafür zuständig ist, verkürzt und die einzige Möglichkeit, um ihn zu trainieren: Back Squats!

Schritt 3: inneren Widerstand aufgeben

Ein noch unschönerer Moment folgte: Ich muss die Übung mit extrem leichten Gewicht machen. Like: “Ich heb schwere Gewichte und fang mit einer vielleicht 1Kg schweren Hantel an zu trainieren?” Mir einzugestehen, dass ich für diese Übung bei absolut 0 anfangen muss, obwohl ich dachte, dass ich sehr viel weiter wäre, hat mir ersten Moment echt das Genick gebrochen (im wahrsten Sinne des Wortes) und ich hatte absolut keine Lust - aber ich wollte darin besser werden!

Schritt 4: Opfergabe - in meinem Fall: der Ego Tod (hab ich akzeptiert, aber nagt noch etwas an mir)

Aber ich habe mich dann daran erinnert, dass ich auch einfach hätte aufgeben können. Ich hätte sagen können: “Nö, hab ich kein Bock drauf, lass ich sein.” - und dann fand ich mich selbst schon wieder ziemlich cool dafür, dass ich mich trotzdem dazu entschieden hab, weil mir Wachstum/Heilung wichtiger als mein Ego war.

Schritt 5: erster kleiner Erfolg

Seitdem trainiere ich das regelmäßig und konnte in nur 3 Wochen auf 8Kg erhöhen. Und ich musste feststellen, dass das für mein Rücken tatsächlich alles andere als leicht ist - und das hat mich dann verständnisvoller mit mir werden lassen. Weil es liegt nicht daran, dass ICH es nicht kann, sondern, dass es Umstände gibt, die sich etwas in den Weg stellen. Aber es liegt an mir und meiner Entscheidung, ob ich mich den Umständen hingebe oder weiter mache.

Schritt 6: wichtige Erkenntnisse/Wachstum

In dieser Zeit gab es so viel für mich zu lernen, was ich niemals gelernt hätte, wäre ich nicht auf ein Hindernis gestoßen.

Es gut ein Ziel zu haben, etwas, wo man hinarbeiten möchte, aber gehe achtsam mit dir um und geh das Commitment mit dir ein, dass du am Ball bleibst - egal, in welcher Phase du dich befindest. Halt die Augen offen, für die ganzen Möglichkeiten, die dir dieser Weg dahin bieten wird. Freu dich auf Erfolge, Erkenntnisse, Wachstum, Heilung, Verbesserung und auf’s Scheitern.

Vergiss das nicht.

Alles Liebste, Pia

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die Mutterwunde

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Warum halten wir so lange an der ungeheilten Version von uns fest?