Unzählige Male hab ich mich gefragt, ob es denn wirklich nötig sei, dass ich mich davon lösen muss, mich als depressiv, traurig, wütend und unnahbar zu zeigen. Ich wollte gar nicht aus meiner Höhle raus kommen. Du kennst sicher das Höhlengleichnis von Platon - was ich damals schon super verstanden habe in der Schule, aber offenbar nie richtig gut erklären konnte. Ich wünschte, ich bekäme jetzt noch mal die Chance.

Klicke gerne auf das Bild, um mehr darüber zu erfahren, ich habe das Bild auch der Seite entnommen.

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Kurz zusammen gefasst geht es schon um das menschliche Bewusstsein, dass man als Mensch oftmals da unten in der Höhle sitzt und lediglich die Schatten an der Wand (falsche Wahrheit) für die Wahrheit und Realität hält, weil man sich nicht traut, den Anstieg zu nehmen bzw. (!) sich bis dato auch nicht bewusst ist, dass da oben die tatsächliche Welt ist.

Und die ungeheilte Version ist es, die da unten links in der Höhle sitzt und denkt, dass all das, was ihr bisher widerfahren ist das ist, was der Realität entspricht, dass das die ganze Wahrheit über das Leben wäre. Aber das stimmt eben nicht.

Ich habe es früher, und nenne es auch heute auch noch liebevoll, “mein Jammertal” genannt. Ach war das schön da. So geborgen und sicher, da kann einem eben nichts passieren - zumindest nichts Neues und auch nichts sonderlich Schönes. Aber eben auch nichts super Schlechtes, weil das kennt man ja eben.


So nun - what’s the point?

Erstmal weg vom Höhlengleichnis, ich wollte das nur einmal beispielhaft erwähnt und eingefügt haben.

Wieso hängen wir so an dem “kaputten”?

Es klingt bescheuert, aber das ist es, worum wir unsere Identität gebaut haben. Es passiert ja meistens schon in den ersten paar Jahren, dass uns etwas widerfährt, was wir nur schwer bis gar nicht verarbeiten können und wir fangen an damit zu leben, besonders deshalb, weil wir bis dato noch keine richtige “Identität” entwickeln konnten. Das passiert eben erst später.

Und vielleicht wurden wir als Kind nicht gesehen, für all das, was wir waren. Vielleicht durften wir nicht laut sein, oder wütend. Vielleicht durften wir auch nicht weinen und keine Schwäche zeigen und vielleicht mussten wir viel zu früh Verantwortung für jemanden übernehmen, der sich hätte ums uns kümmern sollen. Da wir ja aber trotzdem sehr schlau waren, haben wir uns dementsprechend angepasst, um geliebt und akzeptiert zu werden. Also gesagt getan: Wir haben losgelegt uns eine Identität zu kreieren, die uns das Überleben sichert und von der wir glauben, dass sie anderen gefällt.

I mean - hey, wir überleben und wir werden gemocht, ist doch super!


Also wer sind wir? “Ich bin super taff, stark, unabhängig, gefühllos, distanziert und brauch niemanden.” Meine letzte Therapie ging ca. 2 Jahre und ich weiß noch, wie ich die Frage “Fühlen sie sich manchmal allein?” beantwortet habe: “Nein, mir geht’s bestens, wenn ich allein bin. Ich bin froh, wenn niemand da ist.". Das ging 1,5 Jahre so und ich hab mich gefragt, wann sie endlich aufhören würde, mir diese Frage zu stellen. Und für mich war die Antwort tatsächlich glasklar. Ich meinte es so - hat zumindest mein Kopf gesagt, nicht aber mein Herz. Das hat die ganze Zeit bitterlich gelitten, weil’s sich so einsam gefühlt hat.

Ich musste mich so sehr überwinden, als ich es das erste Mal verstanden hab, das zu sagen. Weil ich mir dachte: “Du kannst doch jetzt nicht alles aufgeben, was du dir so hart erarbeitet hast.” Ich hab mir das erarbeitet so unabhängig und "abgestumpft” zu sein - aber es hat in Wahrheit nichts für mich getan. Zumindest nicht mehr ab einer bestimmten Zeit.

Und immer wieder kam ich in der Therapie an den Punkt: “Frau Rausch, sie wissen, wenn sich was ändern soll …” - “… ja, dann muss ich jetzt was anders machen.” Dann muss ich aus mein Jammertal, dann muss ich meine Mauer Stein für Stein abbauen, dann muss ich wieder offener werden. - Puh ich hab’s gehasst! Ich dachte wirklich, ich würde mich selbst verlieren.

Ich war super trotzig, was das anging und hatte darauf absolut keine Lust und ich hab fürchterlich gelitten. Aber gleichzeitig wollte ich daraus. Also - wie ich so gerne sage: Ein Opfer muss man nun mal bringen.

Aber was ist’s denn, was uns im heimischen Jammertal hält?

Was ist es, dass uns da festhalten will?

  1. Wir wissen gar nicht mehr, wer wir ohne diese ganzen Dinge sind. Wer bin ich denn, wenn meine Wut nicht mehr da ist? Wer bin ich denn, wenn ich nicht mehr leide? Wer bin ich, wenn ich kein Opfer mehr bin?

    Unsere ganze Identität haben wir darum gebaut und alle anderen Anteile von uns kennen wir vielleicht gar nicht mehr, haben wir abgespalten oder trauen wir uns auch gar nicht mehr zu sein.

    Und wir Menschen brauchen etwas, an dem wir uns festhalten können - sei es eben auch eine falsche Identität.

  2. Wir wollen unbedingt dafür geliebt werden! Das ist ein äußerst wichtiger Punkt - besonders wenn wir immer gut drauf sein, ein Lächeln im Gesicht tragen sollten und so tun sollten als wäre alles fein, ist es unser sehnlichster Wunsch, dass uns jemand liebt, wenn wir vermeintlich “kaputt” sind.

    Wir glauben, dass uns nur wirklich jemand liebt, wenn er uns “kaputt” liebt, denn dann ist die Liebe groß genug und wir werden nicht verlassen. Nur dummerweise ist auch genau das der Grund, weshalb wir weiterhin Leute vor den Kopf stoßen, uns distanzieren und manchmal sogar den Kontakt abbrechen. Und somit schließt sich der Kreis wieder und uns wird genau das bestätigt: “Ich bin nicht genug. Mich liebt niemand.” und dann wird die Mauer dicker und dicker.

    Und das alles nur, weil wir uns in Wahrheit so sehr nach Liebe und Akzeptanz sehen. Nur leider demonstrieren wir exakt das Gegenteil.

  3. Und vielleicht schenkt uns unser Verhalten für einen Moment immerhin auch manchmal mehr Aufmerksamkeit - auch nur etwas, wonach wir uns sehnen - dass sich jemand, um uns kümmert. Denn was ist, wenn wir “heile” sind - “dann sind wir doch egal?!”


Ich denke, du siehst, wie verstrickt das Ganze ist und in der Tat, ist es ein kräftezehrender Akt, in die Heilung zu gehen, weil du so viel hinter dir lassen musst, was du dir “aufgebaut” hast. Diese Dinge mögen dich beschützt haben, aber auch getrennt von Menschen und wundervollen Möglichkeiten. Und es tut so, so weh, zu heilen. Ich sag auch das immer wieder: Die Wunde zu heilen tut sehr viel mehr weh, als der Moment, in dem sie dir zugefügt wurde.

Aber auf der anderen Seite:

Willst du weiter in der Höhle sitzen und Schattenbilder ansehen oder willst du rausklettern und in der Sonne stehen?

Da unten ist’s trocken und sicher - aber verdammt einsam.

Freiheit.png

Ich weiß, es ist verlockend, da zu bleiben - aber du wirst auf ewig Gefangener deiner Selbst bleiben und niemals Freiheit fühlen können.

Es ist wundervoll,

• wenn du merkst, dass du für all deine Anteile gemocht wirst.

• wenn du nichts sein musst, um akzeptiert zu werden.

• wenn du dich nicht mehr anstrengen musst, etwas zu sein.

• wenn du es wieder zu lassen kannst, Liebe zu bekommen.

• wenn dir zugehört wird.

• wenn du nicht mehr nur auf Ereignisse reagieren musst, sondern

adäquat darauf antworten kannst.

• wenn du deine wirkliche Identität bekommst.

• wenn deine Bedürfnisse gesehen und erfüllt werden können.

• wenn du Hilfe bekommst, nachdem du danach gefragt hast.

• wenn du getröstet wirst.

• wenn dein Herz wieder offen ist und nicht mehr weh tut.

• wenn du dich nicht mehr alleine fühlst.

• wenn du ehrlich zu dir selbst stehen kannst.

• wenn du ein authentisches Leben führen kannst.

• wenn du Verständnis für dich hast und auch von anderen bekommst.

Dein Leben kann sich um 360 Grad wenden, wenn du dich dazu entscheidest, frei zu sein und loszulassen. Dein Leben kann leicht und erfüllt sein, wenn du heilst.

Lass alles los, was du nicht bist. Entferne jede Schicht, die du gebaut hast und sieh, wer du in Wahrheit bist.

Heilung bedeutet Freiheit.

Wenn du Unterstützung bei deinem Heilungsprozess brauchst, stehe ich dir gerne zur Seite und wir finden gemeinsam den Weg, der richtig für dich ist.

Alles Liebe, Pia.

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Warum der Weg wichtiger ist als das Ziel.

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Der Aufstiegsprozess und Dimensionen