Kindheitstraumata - Ursache und Auswirkung
Ich habe mich lange nicht an das Wort „Trauma“ rangetraut, weil uns direkt Katastrophen-Ähnlichen Situationen in den Kopf schießen. Und das ist auch vollkommen richtig so. Aber in diesem Blogeintrag möchte ich über Psychotrauma in der Kindheit/Jugend sprechen. Dazu erkläre ich zu erst den Begriff Trauma und zitiere dazu: „Der Begriff Trauma (Mehrzahl Traumata) bedeutet psychische Ausnahmesituation. Ausgelöst durch überwältigende Ereignisse, die eine Bedrohung für das Leben oder die körperliche Unversehrtheit des Betroffenen oder einer nahestehenden Person darstellt.“
Bei den Kindheitstraumata geht es darum, dass es ein Ereignis, eine Erfahrung oder eine Umgebung gab, in der man sich als Kind allein, ausgeliefert und verletzlich gefühlt hat - so dass man daraus das Bewusstsein entwickelte „Ich kann mich auf niemanden verlassen“ oder auch gegenteilig „Ich brauche immer jemanden, um mich sicher zu fühlen.“
Klar denken wir an Unfälle, Kriege, Entführungen etc.
Aber wenn du gerade mal ein paar Tage alt bist, oder 2 Jahre oder selbst 10, 15 Jahre bist, lebst du in Abhängigkeit zu deinen Eltern bzw. der Person, die für dich die Verantwortung trägt und sich um dich kümmert.
Deiner Psyche ist es egal, ob du entführst wirst, keine Liebe/Aufmerksamkeit bekommst oder abgelehnt wirst. Für deine Psyche ist es ein und dasselbe.
Ich stelle dir kurz ein paar Fragen:
Bist du sehr emphatisch?
Bist du sehr unabhängig?
Fällt es dir schwer, Hilfe anzunehmen?
Fühlst du dich oft unsicher?
Hast du Drang zum Perfektionismus?
Ist dir Kontrolle wichtig?
Fühlst du dich für das Wohlergehen anderer verantwortlich?
Bist du ein klassischer People Pleaser?
Hast du das Gefühl, dich immer schützen/rechtfertigen zu müssen?
Gibst du lieber klein bei, um die Harmonie zu behalten?
Hast du das Gefühl, immer etwas tun zu müssen?
Ich bin mir sicher, dass du mehr als 1x mit Ja geantwortet hast.
Das sind sogenannte „Trauma Responses“. Ich werd hier ab und an die englischen Worte benutzen, weil sich die deutschen für mich nicht immer so stimmig anfühlen oder es sie schlichtweg nicht gibt.
Trauma Responses sind Verhaltensweisen/Denkmuster, die wir und auf Grund der für die Psyche traumatischen Erfahrungen angeeignet haben. Das ist sozusagen die Art und Weise, wie wir auf etwas „antworten“, was uns in eine ähnliche Situation bringt (das denkt zumindest unsere Psyche), wie wir es einst erfahren haben.
Und das Schlimmste an der ganzen Sache ist es, dass es Kleinigkeiten sind, auf die wir immernoch in diesem Ausmaß reagieren - das bedeutet: Wir sind andauernd im Überlebensmodus - was wiederum bedeutet, dass unser Körper die ganze Zeit denkt, er müsse ums Überleben kämpfen - Fight, Flight or Freeze (Kämpfen, Flüchten oder Erstarren). Wir sind dadurch absolut nicht in der Lage zu entspannen und Ruhe zu finden.
Was passiert mit den Erfahrungen, die wir nicht aufarbeiten und auflösen?
Sie sammeln sich im Körper - denn, wie bereits in den Blogposts davor erklärt: Alles ist Energie - jeder Gedanke, jede Zelle, jede Erfahrung. Und Energie kann nicht zerstört werden - was also passiert mit den Erfahrungen, die wir nicht aufarbeiten und transformieren? Sie setzen sich in unserem Körper fest - dadurch entsteht dieser Überlebensmodus: Denn dein Körper hat gespeichert, dass diese Erfahrungen (selbst wenn sie 20,40 Jahre her sind) immer noch aktuell sind. Dadurch entstehen Wehwehchen, Krankheiten, Bitterkeit, Zorn, Wut, Unruhe, Stresszustände etc.
Okay, kommen wir nun zu den Ursachen, die diese Verhaltensweisen verursachen können. In diesem Beitrag geht es lediglich um die emotionalen Traumata - alle anderen lasse ich außer Acht.
Der Verlust eines Elternteils
Wenn du als Kind - oder auch noch in der Jugendzeit - siehst, wie ein Elternteil (oder Bruder, Schwester, Oma, Opa - je nach Verhältnis) an einer schwerwiegenden Krankheit leidet, ist das eine traumatische Erfahrung für deine Psyche. Denn du lebst in ständiger Angst um diesen Menschen. Du wächst quasi damit auf, dass es „nicht sicher ist, zu leben.“. Und wenn du dann noch den Tod miterlebst, verschlimmert es die Auswirkung, die es auf dich hat. Natürlich ist es wichtig und maßgeblich, wie damit in der Familie umgegangen wird - aber ich kann aus Erfahrung sagen - egal „wie gut“ es die meiste Zeit gehandhabt wird: die Angst verschwindet nie. Und das ist ein massiver Einschnitt, dem wir allerdings völlig ausgeliefert sind. Natürlich ist es genauso traumatisch, wenn jemand ganz plötzlich aus dem Leben gerissen wird. Es wird dir schlichtweg ein Sicherheitsnetz aus den Händen gerissen. Diese Machtlosigkeit wirkt sich auf deine Psyche dementsprechend aus.
Emotionale Vernachlässigung
Vielleicht leidet ein Elternteil an einer (psychischen) Krankheit, ist maßlos überfordert und/oder hat schlichtweg nicht den Umgang mit Gefühlen gelernt. Emotionale Abwesenheit hat viele Gründe - aber keine dieser Gründe, macht die Tatsache besser. Diese Art der Unzulänglichkeit zeigt sich oft als emotionale Vernachlässigung. Wie kann sich das äußern?
dir wird gesagt/gezeigt, dass deine Gefühle nicht wichtig sind und/oder weniger wichtig als andere „Probleme“ - gängige Sätze: „So schlimm war das doch nicht.“, „Du fühlst doch gar nicht so.“
deine Gefühle werden nicht ernst und/oder überhaupt wahrgenommen - deine Realität wird als „nicht wahr“ abgetan
deine (emotionalen) Bedürfnisse werden nicht wahrgenommen und gestillt
Emotionale Misshandlung
Emotionaler Missbrauch findet oft dann statt, wenn ein Elternteil (oder anderes nahestehendes Familienmitglied) nicht in der Lage ist, die eigenen Gefühle zu regulieren. Das bedeutet wenn die Person selbst noch ungelöste Verletzungen aus seiner eigenen Kindheit in sich trägt, werden diese oft auf das Gegenüber (hier Kind) projiziert.
wiederholtes Ignorieren oder Ablehnen (der Gedanken, Ideen, Meinungen)
ein Kind dazu „zwingen“, etwas zu tun, wovor es Angst hat
wiederholtes Kritisieren, Beschämen oder Demütigen
(absichtliches) Vorenthalten von Liebe, Unterstützung, Lob und Aufmerksamkeit
unrealistische Erwarten und Anforderungen
schlechtes Behandeln des Kindes wegen Dingen, für die es nichts kann (Behinderungen, Sexualität, Gender)
wiederholtes Lautwerden oder Anschreien
dem Kind sagen/signalisieren, es wäre nicht liebenswert oder nicht gut/wichtig genug
Schikanieren, Beleidigen oder Herabsetzen des Kindes
nicht erlauben, dass das Kind sich selbst ausdrückt
Gaslighting
„Gaslighting“ ist eine Form der emotionalen Misshandlung, aber ich möchte sie etwas genauer beschreiben. Beim Gaslighting wird das Kind (oder auch Person, weil das ist etwas, was uns auch im Erwachsenalter häufig noch passiert besonders in Partnerschaften.) absichtlich manipuliert und verunsichert. Die „Täter“ wollen die absolute Kontrolle um jeden Preis und manipulieren ihr Gegenüber solange, bis dieser an der eigenen Wahrnehmung zweifelt. Dabei spielen Lügen, Verleugnungen, Übertreibungen und Täuschungen einen wichtige Rolle. Das Ziel des Manipulierenden ist es, das Selbstbewusstsein des anderen klein zu halten oder in extremen Fällen gar zu zerstören.
Klassische Sätze:
„Das verstehst du falsch, das habe ich so nie gesagt.“
„Das war doch nur Spaß.“
„Du bist einfach zu sensibel.“
„Du solltest dich mal von einem Psychologen untersuchen lassen.“
„Du verdrehst immer alles so, bis es dir passt.“
„Du hast nur vergessen, dass ich das gemacht habe.“
Auch wenn Gaslighting aus einem ganz tiefen Loch des Selbstzweifels entsteht, entschuldigt das keines Falls das Verhalten. Diese Art der Manipulation ist schwerwiegender Missbrauch der Psyche.
Wie sich diese Erfahrungen heute in deinem Leben ausdrücken:
Du verlässt dich auf niemanden und bist super unabhängig.
Du kennst deine wahre Identität nicht: weißt nicht um deine Stärken, Schwächen, Lebensziele.
Du gehst zu hart mit dir selbst um und hast kein Selbstmitgefühl und Selbstverständnis für dich.
Deine Wut richtet sich gegen dich selbst und du fühlst dich schuldig bzw. schämst dich für deine Gefühle und Bedürfnisse.
Du hast Probleme damit, deine Gefühle wahrzunehmen, zu fühlen und/oder kannst sie weder ausdrücken noch mit ihnen umgehen.
Du fühlst dich schnell überfordert und hast den Drang schnell aufzugeben - Versagensangst.
Du hast ein geringes Selbstwertgefühl.
Du hast große Angst vor Ablehnung/Abwertung.
Du fühlst dich andauernd, als wärst du nicht gut genug oder etwas ist mit dir einfach falsch.
Du hast Probleme damit, allein zu sein - dich selbst auszuhalten.
Du übernimmst laufend für andere Menschen Verantwortung.
Du setzt keine gesunden Grenzen.
Du traust dir selbst nichts zu.
Du hast das Gefühl nie genug zu sein oder zu machen -> Workaholic.
Du hast Angst vor dem Verlassen werden und klammerst dich deswegen an Menschen oder lässt niemanden an dich ran.
Du möchtest es andauernd jedem recht machen.
Du verleugnest dich und deine Bedürfnisse.
Du kritisierst dich ständig.
Du brauchst Bestätigung vom Außen.
Du hast Schwierigkeiten beim Treffen von Entscheidungen.
Du wirst extrem emphatisch, weil du gelernt hast, wie auf „Eierschalen zu laufen“.
Du überanalysiert jede Situation/Person.
Du bist schnell gereizt/genervt und wirst aggressiv.
Es fällt dir schwer, über dich zu reden.
Also die Liste könnte noch ewig weitergeführt werden, aber ich denke, es wird deutlich, was kindliche Erfahrungen mit uns, unserem Selbstbild, unsere Wahrnehmung und vermeintlichen Realität anstellen können.
Natürlich entstehen dadurch auch Depressionen, Angst - und Panikstörungen, Essstörungen, Drogenmissbrauch, etc.
Okay, aber was kannst du damit nun anfangen?
Ich muss zugeben, dass ich meine Kindheit immer als etwas Schönes betrachtet habe. Bis ich 21 und in der Tagesklinik war und ich durch die tägliche Konfrontation mir eingestehen musste, dass in Wahrheit eine Menge schief gelaufen ist. Es ist ein langer Prozess und man schwimmt von einer Erkenntnis zur nächsten und ja, es tut auch jedes Mal auf’s Neue weh, wenn man sich noch eine Sache eingestehen muss. Und auch da spielt das divine Timing eine wichtige Rolle: Wir bekommen alle Erkenntnisse dann, wenn wir dazu bereit sind, sie mit unserem Bewusstsein zu verstehen. Also alles zu seiner Zeit. Und auch wenn du jetzt sagst „So schlimm war das ja alles doch nicht.“ Dann ist das völlig okay.
Es ist die Arbeit mit dem inneren Kind wichtig, um so diese Themen loslassen zu können. Denn wenn wir uns wie oben genannt verhalten - sind das nicht wir in unserem aktuellen Alter - sondern es ist immer noch unser verletztes inneres Kind, dass in diesem Moment agiert. Wenn wir Erwachsen werden/sind, können wir mit diesen Situationen völlig anders umgehen, und uns selbst die Sicherheit geben, die wir damals nicht hatten. Daher ist die Arbeit mit dem inneren Kind unabdingbar, wenn wir frei leben möchten.
Die Erkenntnisse sind manchmal schmerzhaft aber unheimlich wichtig. Denn an dieser Stelle ist Vergebungsarbeit gefragt, um Verhaltensweisen und Denkmuster durchbrechen zu können. Vergebung gegenüber deiner Eltern (oder der Person, die die Verantwortung für dich hatte) und vor allem die Vergebung dir selbst gegenüber.
In dem Moment wo wir es akzeptieren und vergeben können, holen wir unsere Macht wieder zurück und sind kein Sklave der Vergangenheit mehr.
Das hat zur Folge:
emotionale Freiheit
Gelassenheit
Optimismus, Freude
mehr Energie
mehr Zeit und Ruhe für dich
Gesundung bei Krankheiten
Erfüllende zwischenmenschliche Beziehungen
Selbstliebe und Selbstakzeptanz
Möglichkeit, ein erfülltes Leben zu führen
Ich kann dir zur Unterstützung die Workbooks empfehlen, diese sind darauf ausgerichtet, dich sanft an diese Thematik heranzuführen. Zur energetischen Unterstützung lege ich dir regelmäßige Reiki Sessions ans Herz, um die im Körper gespeicherten Erfahrungen zu lösen und gerne können wir deine individuellen Situationen auch in einem Coaching erarbeiten.