Über den Survival-Mode
Mir ist aufgefallen, dass ich gerne öfter vom “Survival-Mode” spreche, aber noch nie darüber, was es denn überhaupt ist. Ich könnte anfangen über das Gehirn zu schreiben, aber ich denke, das würde zu weit führen.
Ich möchte es ganz einfach für dich runter brechen: Wenn wir im Survival-Mode sind (und das sind tatsächlich die meisten Menschen), ist unser gesamtes Nervensystem davon betroffen. Besonders der Sympathikus ist quasi dauerhaft in Aktion, was so viel bedeutet wie: Wir sind stets auf der Lauer und können kaum bis gar nicht entspannen. Wie sich das im Alltag zeigen kann, erläutere ich später noch einmal.
Ergo: Unser Körper ist damit beschäftigt, uns die nächsten 24h über die Runden zu bringen und das in einem Kontext, wo es dem Körper ganz primitiv darum geht zu überleben. Mehr Flexibilität gibt es dabei kaum. Wir können es uns nicht großartig erlauben Risiken einzugehen, wir versuchen uns auf alles vorzubereiten und halten alles in einem möglichst überschaubaren Rahmen.
Wie gesagt, darauf gehe ich später noch einmal ein.
Warum befinden wir uns im “Survival-Mode”?
Das passiert natürlich nicht einfach so. Das ist unser unfassbar kluger Körper, der diesen Modus als Schutz- und Überlebensstrategie benutzt, um dich zu schützen. Dementsprechend ist dem ein Trauma vorangegangen oder auch mehrere. Wenn du mehr über Traumata lesen möchtest, lies dir gerne dazu mein Blogbeitrag über Kindheitstraumata durch. Um auch kurz ein paar Beispiele zu nennen, die Auslöser dafür sein können: Verlust von geliebten Menschen, Mobbing, finanzielle Unsicherheiten, ständige Wohnortswechsel (besonders in der Kindheit), (emotionale) Vernachlässigung in der Kindheit, etc.
Wenn wir uns in diesem Modus befinden, gibt es für unser Nervensystem 4 Möglichkeiten auf Situationen im Außen zu reagieren:
Fight - Kämpfen
Flight - Flüchten
Freeze - Erstarren
Fawn - Unterwerfen (originale Übersetzung wäre “Rehkitz” , also wie ein ängstliches Kitz sich zu unterwerfen)
Oftmals fallen wir die meiste Zeit in einen dieser Zustände, aber je nach Situation können sich diese natürlich auch vermischen. So kann mal der Kampfmodus aktiviert sein und in einer anderen Situation finden wir uns vielleicht eher im Fluchtmodus wieder.
Anzeichen der verschiedenen Strategien
Fight - Attackieren
Die Kämpfer zeigen sich nach außen oftmals sehr herrschend, kontrollierend und auch aggressiv. Wenn du selbst im Fight-Modus bist oder jemand vor dir stehen hast, der in diesem Modus ist, merkst du das daran, dass jemand in gewisser Weise auf “Krawall gebürstet” ist. Man ist regelrecht in Kampfbereitschaft. Und ich kann sagen: das ist kein schöner Zustand.
Dein Nervensystem ist in Lauerstellung und wartet quasi förmlich auf ein Ereignis, auf das man reagieren kann. Oftmals geht man wegen Kleinigkeiten völlig an die Decke, weil das Nervensystem viel zu überfordert ist. Und wehe etwas läuft nicht nach Plan - dann sind Ausraster vorprammiert. Jemand, der im Fight-Moduds ist, kann nicht angemessen auf Situationen reagieren.
Wutausbrüche
tyrannisches Verhalten
kontrollierend
narzistische Züge
aufbrausendes Verhalten
Flight - Etwas erreichen
Dem gegenüber finden wir den Flüchtenden. Wie bei jeder Strategie ist auch hier das Nervensystem maßlos überfordert, was die Person dazu bringt, sich immer wieder aus Situationen rauszuziehen oder sich gekonnt abzulenken. Hier geht man Konflikten aus dem Weg oder versucht alles, um erst gar keinen Konflikt aufkommen zu lassen, flüchtet sich vielleicht in Arbeit, Social Media oder auch andere “Welten”, um sich bloß nicht mit aktuellen Schwierigkeiten auseinandersetzen zu müssen. Menschen im Fluchtmodus sind auch detailverliebt und neigen zu starkem Perfektionismus.
Workaholic
Overthinking
Angstzustände/Panikattacken
Perfektionismus
Probleme still zu sitzen
Freeze - Verdrängen
Im Freeze-Modus hat man das Gefühl regelrecht ohnmächtig und handlungsunfähig zu sein. Das Nervensystem ist so überfordert, dass kaum Handlungen möglich sind. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass Menschen, deren “Haupt”-Schutzstrategie das Freezing ist, auch Schwierigkeiten mit sozialen Kontakten haben, weil das viel zu anstrengend für den Organismus ist. Man fühlt sich hier auch oft festgefahren und ist aber auch nicht in der Lage großartig Entscheidungen zu treffen.
Dissoziation
Isolation
“sich verstecken”/bedeckt halten
Coach Potato
“Taubheit” - abgeschnitten von den eigenen Gefühlen
Fawn - Unterwürfig/sich fügen
Fawn hat sich erst später zu den 3 gängigen Strategien dazugesellt. Und ich denke, dass es aber ein Modus ist, den wir immer häufiger beobachten können sowohl in Partnerschaften, Familien als auch in Arbeitssituationen. Wie ein scheues Rehkitz unterwirft man sich dem Gegenüber: “Du hast recht. Ich muss falsch liegen.” Das ist der Glaubenssatz, der ganz grob dahinter steckt.
People Pleaser
keine eigene Identität (sich zu sehr an andere anpassen)
keine Grenzen
Überforderung
Co-Abhängigkeit
Wie entwickeln sich die Strategien?
Survival-Mode bedeutet übersetzt “Überlebensmodus”. Das bedeutet, dass wir uns einst diese Strategien zugelegt haben, um unser Überleben zu sichern. Das hört sich sehr radikal an, aber genau dazu sind sie da. Sie sichern unser Überleben - besonders in der Kindheit. Als Kinder sind wir abhängig von unseren Eltern oder den Menschen, die sich um uns kümmern (sollten). Und jenachdem wie wir uns in unserer Kindheit gefühlt haben, überlegt sich unser Körper, mit welcher Strategie er sich am besten schützen kann. Und genau das spiegelt sich in unserem Nervensystem wieder. Der Sympathikus ist viel zu aktiv und der Parasympathikus kann seiner Aufgabe, dem Entspannen, gar nicht recht nachkommen. Ergo: unser Körper ist immer auf Lauerstellung und bereit, sich vor potentieller Gefahr zu schützen. Völlig unabhängig davon ob eine reale Gefahr besteht oder nicht - für unser Nervensystem ist alles eine Gefahr.
Und das ist auf körperlicher Ebene ein furchtbar anstrengender Zustand, der auch dafür sorgt, dass unser Körper seiner Aufgabe, allen Funktionen und Heilungsprozessen nicht immer genügend nachkommen kann.
Bist du also auch relativ oft krank oder schnell anfällig für Krankheiten, Heilungsprozesse dauern bei dir länger an, könnte eine Ursache davon sein, dass dein Körper viel zu wenig Ruhe dafür hat, da der Parasympathikus nicht richtig arbeiten kann.
Also: es zeigt sich nicht nur auf mentaler und emotionaler Ebene sondern besonders auch auf der körperlichen.
Was passiert, wenn wir im Überlebensmodus stecken?
Tatsächlich ist es so, dass wir in gewisser Weise “feststecken” - egal, welche der 4 Strategien wir verfolgen. Im Überlebensmodus gibt es kaum Flexibilität und auch keine Möglichkeit zu wachsen oder gar zu expandieren. Denn die einzige Aufgabe, die dieser Modus hat, ist: Überleben. Das gleicht in etwa dem “Lebensstandard” eines Neandertalers, wo es um das reine Überleben ging.
Aber wir sind in der menschlichen Entwicklung ja doch ein paar Schritte weiter (mehr oder weniger) und wir sollten wieder lernen zu LEBEN und nicht nur zu ÜBER-leben.
Das Überleben hält uns vom Leben ab.
Wie gesagt: Es gab eine Zeit, in der es wichtig und notwenig war besonders in der Kindheit. Aber danach schadet uns dieses Verhalten bloß und hält uns auf der Stelle gefangen. Das solltest du dir ganz dringend bewusst machen.
Wie kann ich aus dem Survival Mode kommen?
Das ist nichts, was von jetzt auf gleich zu ändern ist. Dein Körper ist womöglich seit Jahrzehnten in diesem Zustand, dementsprechend wird es mehrere Monate und/oder sogar Jahre dauern, damit sich dein Nervensystem wieder regulieren kann. Sei also sehr achtsam und geduldig mit dir.
Ich zähle nun ein paar Dinge auf, die dich dabei unterstützen können:
Therapie/Coaching (um zu verstehen/lernen, dass du jetzt in Sicherheit bist und um Glaubenssätze aufzulösen)
Erfahre hier mehr über mein Coachingangebot
Meditation/Achtsamkeitsübungen (stärkt die Aktivität deines Parasympathikus)
Reiki (hilft auf energetischer Ebene Blockaden zu lösen/sorgt für Tiefenentspannung(hohe Aktivität deines Parasympathikus)
Erfahre hier mehr über meine Energy-Healing Arbeit
Breathwork (Atemübungen helfen dir auch mehr im Moment anzukommen)
Bewegung/Yoga/Sport (Bewegung unterstützt dich dabei, deine Emotionen sich bewegen und bewältigen zu können E-Motion - Energy in Motion)
Safe-Place (Schaffe dir einen Ort, an dem du dich sicher fühlst und an dem du entspannen kannst)
Safe-People (umgib dich mit Menschen, bei denen du merkst, dass du dich entspannen und fallen lassen kannst)
Kreativität (gib deinen unterliegenden Emotionen eine Plattform, in dem du dich ausleben kannst - malen, singen, Handwerken, etc.)
Ruhe (erlaube es dir Auszeiten zu nehmen, übe aktiv das Nichts-Tun, ERLAUBE es dir)
Woran merke ich, dass mein Körper nicht mehr im Survial-Mode ist?
Du brauchst viel Schlaf (besonders in der Zeit kurz nachdem du aus dem Überlebensmodus kommst)
Wenn du beispielsweise Probleme beim Einschlafen hattest und merkst, dass es dir jetzt viel leichter fällt.
Du merkst, dass du selbst in dir ruhiger und fokussierter geworden bist.
Deine Stimmung ist nicht mehr so stark davon abhängig, welche Situation dir gerade im Außen begegnet.
Du hast klare Ziele vor dir und kannst auch den Plan verfolgen, den du dir dafür aufgestellt hast.
Auf körperliche Ebene ist dein Ruhepuls niedriger.
Du kannst schneller entspannen/deinen Kopf ausschalten.
Du erlaubst es dir, Auszeiten zu nehmen.
Du kannst deine Freizeit genießen.
Du bist völlig fein damit, wenn nicht alles perfekt ist.
Du erlaubst es dir, Fehler zu machen.
Du kannst für dich einstehen, offen deine Meinung äußern und stellst dich Konflikten, wenn nötig.
Du weißt, wer du wirklich bist - kennst deine Stärken und Schwächen und nutzt diese für dich.
Du kannst dich schneller beruhigen, wenn etwas Unerwartetes/Schwieriges passiert.
Du hast keine Angst mehr vor der Zukunft.
Du bist wieder kreativer.
Das Leben kommt dir weniger schwer vor.
Du hast wieder Spaß und Freude am Leben.
Du merkst, dass Arbeit und Anerkennung nicht alles im Leben ist.
uvm.
Aber ich denke, das sind genügend Beispiele, die dir das verdeutlichen und die auch zeigen, wie wichtig oder sogar notwendig es ist für dich und deinen Körper aus dem Modus zu kommen, um endlich wirklich anfangen zu können, zu leben.
Wenn du dich hier und wieder entdeckt hast und dich dafür entscheidest, endlich LEBEN zu wollen, unterstütze ich dich sehr gerne dabei mit meinem Coaching und/oder Energiebehandlungen, um dich wieder in die Leichtigkeit und in Fluss zu bringen.
Alles Liebe, Pia. xx