Schwangerschaft - ein akt von Weiblichkeit

Hallo du Liebe, mittlerweile bin ich in der 34. Woche schwanger und konnte viele Eindrücke sammeln, habe selbst vieles miterlebt sowohl emotional als auch physisch und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich etwas Wichtiges darüber schreiben möchte.

Auch hier geht es um eine Ansicht, eine Meinung … vielleicht sogar eine Wahrheit, die stark geprägt ist durch vorherige Generationen und deren Umstände und einen neuen Blickwinkel benötigt.

Vielleicht kannst du dich einfach mal auf diese Perspektive einlassen und drüber nachdenken, wie du dazu stehst.

  • Wie denkst du über Schwangerschaft?

  • Was hast du von außen über Schwangerschaft gelernt?

Diese Fragen darfst du dir während des Lesens immer mal wieder in den Kopf rufen. Ich spreche hier mal aus meinen Erfahrungen und eigenen Empfindungen heraus, welche Gedanken und Gefühle sich mit der Zeit entwickelt haben.

Zu Beginn der Schwangerschaft hat es mich total gecrasht, so eingeschränkt zu sein - durch die Übelkeit, Trägheit und starke Erschöpfung. Ich hatte mir felsenfest vorgenommen, meine Selbstständigkeit würde keinesfalls unter der Schwangerschaft leiden - welch grausamer Gedanke im Nachhinein.

Ziemlich schnell habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr dazu in der Lage bin, 2 Jobs nachzugehen. Denn ich arbeitete ja noch Teilzeit im Fitnessstudio - Healingspace fing an darunter zu leiden, denn nach den Arbeitstagen im Studio hatte ich keinerlei Kapazität mehr. Auch meine freien Tage wurden schnell keine Option mehr, denn diese brauchte ich, um mich von der Arbeit zu erholen.

Bereits zu Beginn des zweiten Trimesters fand ich mich in der Wut und Verzweiflung wider. Denn ich musste zu einem Job, der nur als Mittel zum Zweck diente, machen, wodurch ich keine Energie mehr für mein Seelen-Business hatte. Das ist frustrierend und niederschmetternd.

Starke Rücken- und Unterbauchschmerzen machten die Arbeit im Studio schnell unmöglich für mich und der Kampf begann: Ich musste es schaffen, mich daraus zu manövrieren. Das zog sich leider über Wochen, durch diesen emotionalen Stress hatte ich ebenfalls keine Energie mehr für Healingspace. Also entschied ich mich traurigen Herzens, die Selbstständigkeit ruhen zu lassen. Denn niemand hatte etwas davon, wenn ich mich noch mehr stressen würde. Mein Körper sagte mir bereits, dass er hochgradig gestresst sei. Das konnte ich mir, dem Baby und auch Healingspace nicht länger zumuten.

Das Spannende: Ich wusste, dass diese Pause richtig und wichtig ist.

Von Außen geschah jedoch Folgendes immer wieder:

“Ich bin bis kurz vor der Entbindung arbeiten gegangen.”

“Also eine Freundin von mir hat bis zu xy. Woche Kurse gegeben.”

“Aber du kannst doch nicht die ganze Zeit Zuhause bleiben.”

…. well yes. Ich würd’s jetzt “Pregnancy-Shaming” nennen und JA, wäre ich selbst nicht schwanger, hätte ich das wahrscheinlich genauso gesehen, ganz einfach, weil wir damit “groß” werden und es als normal ansehen. Dabei ist es alles andere als normal.

Ich sitze hier im Café im Park, schlürfe meinen Kaffee, sitze draußen in der 34. Woche, wohlwissend, dass ab morgen mein offizieller Mutterschutz beginnen würde und ich hab mich die letzten Wochen gefragt: Wie?

Und ich habe keine Antwort darauf gefunden. Ich hätte die letzten Wochen nicht gewusst, wie ich hätte arbeiten gehen sollen. Denn das war absolut nicht möglich.

Auf Biegen und Brechen wurde ich in der 27. Schwangerschaftswoche von der Arbeit im Studio freigestellt. Seit dem geht’s mir physisch und vor allem psychisch um ein 100faches besser und keinen Tag davon hätte ich meiner Arbeit nachgehen können - in einem System das auf der männlichen Energie beruht, findet so etwas wie Schwangerschaft keinen Platz.

& don’t tell me otherwise.

Ich habe mit meinem Freund darüber gesprochen und folgendes gesagt:

“Niemand, der wirklich schwanger ist, ist dazu imstande, dem normalen Job länger nach zu gehen.”

und jetzt kann man sagen: “Wie soll man denn nicht wirklich schwanger sein?” - in dem man alles, was zur Schwangerschaft dazu gehört, beiseite schiebt und unterdrückt. Punkt.

To be honest weiß ich nicht, wo ich anfangen und wo aufhören soll.

Mit der Entscheidung, mich ganz auf die Schwangerschaft, diesen Prozess und vor allem auch auf das Baby einzulassen, verlor alles andere an Priorität und Wert.

Und das ist ein großer Akt von Weiblichkeit in dieser vermännlichten Welt.

Für die feminine Energie ist nichts wichtiger als das eigene Wohlbefinden und das der Menschen um einen herum.

Es geht um das Erschaffen, das Präsent-Sein, das intuitive Fühlen und Fließen lassen.

Hier ist kein Raum für Strukturen und Ordnung.

Und hier kollidieren Welten miteinander, die auf diese Art nicht vereinbar sind.

Sag mir: Wie kann es sein, dass etwas von so großer Wichtigkeit und Bedeutsamkeit der Art beiseite geschoben wird?

Wie kann es sein, dass man sich “nicht so anstellen soll”, während der Körper einen anderen Körper erschafft?

Wie kann es sein, dass dein Körper das doppelte leistet und trotzdem genauso weiter machen soll wie vorher?

Das ist nicht möglich! Ohne, dass jemand darunter leidet.

Hier sind wir wieder mal … Gefühle sind egal. Bedürfnisse sind egal. Schließlich auch das Baby ist egal.

Und wen wundert’s, dass wir keine Verbindung mehr zu uns selbst und auch zueinander haben? Wenn sie so konsequent verleugnet und verdrängt wird.

Die Schwangerschaft ist ein wichtiger Prozess für jede Frau. Es geht um die Verbindung zu dem Baby und vor allem auch zu der eigenen Verwandlung zur Mutter. Dieser Prozess hört auch nicht nach dem ersten Kind auf, sondern beginnt mit jeder Schwangerschaft von vorn.

Warum leben wir in einer traumatisierten Gesellschaft?

Weil viele von uns keine (Verbindung zur) Mutter hatten. Denn die Mutter ist nie in den Prozess der Verwandlung zur Mutter gegangen, dementsprechend kann sie auch keine Mutter sein.

Wichtig ist es hier auch, die Rolle des Vaters zu betrachten. Viele haben auch keine/n (Verbindung zum) Vater.

Die Rolle des Vaters wird erst seit kurzer Zeit immer wichtiger, ich möchte hier vor allem auf eine Problematik eingehen, die ihren Ursprung in der Kriegszeit hat.

Alles hat seinen Ursprung und nichts geschieht einfach so wahllos. Wenn wir uns mal mit dem Thema des 1. und vor allem 2. Weltkriegs auseinandersetzen wird eines ziemlich schnell klar:

Die Väter waren nicht da. Und für die Mutter begann ein neuer Kreislauf. Denn sie war nicht länger nur Mutter, sondern musste zusätzlich die Rolle des Vaters einnehmen, der nicht selten, auch nie zurück kehrte.

Das ist ein Einschnitt, den wie noch lange nicht überwunden haben.

Das ist der Grund, wieso noch HEUTE - und das ist eigentlich hochgradig gefährlich - die Frau und Mutter ALLE Aufgaben (vermeintlich) zu erfüllen hat. Sie hat nicht länger “nur” Haushalt und Kindern, sondern dazu noch den Job.

Ist das Emanzipation? - oder einfach nur eine tragische Folge unglücklicher Umstände, die wir noch lange nicht überwunden haben.

Dadurch entstanden Glaubenssätze wie:

“Ich muss unabhängig sein!”

“Ich schaffe das alles alleine!”

“Ich muss stark sein!”

All das entstand aus einer Zeit, in der es notwendig gewesen ist, um das Überleben der Familie zu sichern und wir haben es nicht geschafft, uns daraus zu lösen.

Unsere Körper glauben also nach wie vor im Krieg zu sein und dass wir uns auf das Männliche als Frau nicht verlassen können, denn wir wissen nicht, kommt mein Mann, der Vater meiner Kinder wieder nach Hause?

Es ist nicht das Kriegsszenario, aber es ist diese Angst und das Gefühl dahinter, welches Tief in unserem System gespeichert ist.

Was wurde nun daraus gemacht aus den Nachkriegsgenerationen? Die Rolle der Väter spielte keine allzu große Rolle, denn die Mutter ist ja für die Kindererziehung verantwortlich, während der Vater arbeiten geht. Aber die Mutter hat’s nicht vergessen. Sie fühlt sich überladen, versucht alles unter einen Hut zu bekommen und vergisst dabei schlichtweg ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse.

Was bis heute zurück bleibt und seine Spuren hinterlässt … in Sätzen wie: “Ich bin bis zur Entbindung arbeiten gegangen.”, “Du bist doch nur schwanger und nicht krank.”

Es gab Zeiten, in denen hatte Frau keine andere Wahl, sie musste einfach Funktionieren. Und so habe ich während der Zeit festgestellt, dass Frauen, die bis zum Mutterschutz einfach arbeiten gehen und es als “normal” ansehen oder sogar noch darüber hinaus schlichtweg funktionieren und keine oder nur wenig Verbindung zu sich selbst und vor allem dem Baby haben.

Dabei ist die Schwangerschaft so ein großer und eigenständiger Prozess, der die völlige Aufmerksamkeit verdient. Und darin sollten wir uns nichts anderes einreden lassen.

Der Körper erschafft einen Menschen .. und das soll einfach so nebenbei passieren? Das kann nicht die Wahrheit sein.

Und ich bin der Meinung, dass wir genau das hinterfragen und zum Ursprung zurückkehren … zu uns zurückkehren, zu unseren Gefühlen und Bedürfnissen.

Rein “biologisch” betrachtet, fordert niemand einen Mann dazu auf, einen 40-wöchigen Marathon zu laufen, nebenbei den Haushalt zu schmeißen und arbeiten zu gehen. Nicht zu vergessen, dazu noch regelmäßig Sport zu treiben und Hobbys nachzugehen.

Völligst absurde Vorstellung.

Was wir dazu brauchen, um eine Veränderung herbeizuführen?

  1. Das Bewusstsein, dass es anders laufen muss.

  2. Die Eigenverantwortung anzunehmen, dass nur wir selbst für uns einstehen können.

  3. Das Männliche muss Verantwortung und Strukturen übernehmen können.

  4. Unser Vertrauen in die Männlichkeit zurück zu erlangen.

Die Zeiten von wegen “Mach dich bloß nicht von einem Mann abhängig.” sind völlig überholt. Es geht um keine Abhängigkeit, es geht darum eine wahrhaftige Verbindung zu schaffen. Das Weibliche und Männliche Prinzip müssen wieder miteinander vereint werden.

Dafür müssen wir Frauen bereit sein, uns führen und leiten zu lassen - ohne die Angst der Persönlichkeitsentwertung.

Denn zu sein ist genug.

Nichts in dieser Welt steht für sich allein - das ist der Trugschluss des 3D-Bewusstseins. Alles kooperiert miteinander. Das eine hängt vom anderen ab. Warum dagegen sträuben, wenn’s das Natürlichste der Welt ist?

Und nein. Die Pointe ist nicht, dass Frau nicht arbeiten gehen soll.

Die Pointe ist, dass wir uns wieder mit unserer Natur verbinden müssen, um wahrhaftig leben und unsere Energie fließen lassen zu können. Dafür müssen wir aufhören zu funktionieren und beginnen zu leben, anwesend zu sein im Hier und Jetzt.

In Liebe und Magie,

Pia 🤍

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Das verdrängte & verleugnete ich - wer bin ich überhaupt?